Freitag, 18. November 2011

Das hässlichste Hotel der Welt

  
Unzählige Geschichten fangen an mit "Es hätte eigentlich ... werden sollen". So wie die des Hotels Ryugyong. Das (jetzt kommt`s:) hätte eigentlich das höchste Hotel der Welt werden sollen. Für das reicht es bei weitem nicht, aber dafür für einen anderen Titel: Dem des baulichen Schandflecks Nordkoreas, denn das Ryugyong soll das hässlichste Hotel der Welt sein.



Inzwischen wird bereits mehr als 24 Jahre am Rohbau des Hotels Ryugyong inmitten der nordkoreanischen Hauptstadt Pyongyang gebaut. Fertiggestellt sein soll der Koloss dann endlich am 15. April 2012. Die Eröffnung fände dann zu Ehren von Staatsgründer Kim Il-sung statt, der zu diesem Zeitpunkt seinen hundertsten Geburtstag feiern würde.

Mit dem Bau des (noch nicht ganz-) Glasturmes hatte man bereits 1987 begonnen. Das ehrgeizige Ziel damals: Das Gebäude mit der Form einer gezackten Pyramide sollte innert zwei Jahren fertig sein. 1989 wollte die nordkoreanische Führung das mit 330 Metern Höhe und den 105 Stockwerken damals höchste Gebäude der Welt feierlich einweihen. Ein mehr als abenteuerlicher Zeitplan.

Neben den technischen Herausforderungen waren es im Land der Hardcore-Kommunisten vorallem die finanziellen Probleme, die das Projekt zum Stocken brachten. Der Untergang des Financiers Sowjetunion, Misswirtschaft und Naturkatastrophen hatten es Nordkorea verunmöglicht, das Projekt weiter voranzutreiben - 1993 war dann zwischenzeitlich ganz aus. Zu diesem Zeitpunkt soll der Bau bereits 750 Millionen US-Dollar verschlungen haben.

Da wurde der Rohbau vom voreilig auf Briefmarken verewigten Prestigebau zum unverkleideten und viel kritisierten Makel in Pyongyangs Stadtlandschaft. Das Ryugyong erhielt Übernamen wie "Hotel der Verdammnis" oder "Phantom-Hotel". Das "Esquire Magazine" erkor den Bau gar zum hässlichsten Gebäude in der Geschichte der Menschheit, zum hässlichsten Hotel der Welt sowieso. Das schien auch die Regierung des Landes zu glauben, sie soll den markanten Turm sogar aus offiziellen Fotos retouchiert haben lassen.

Doch wie heisst es so schön, Todgeglaubte leben länger? So ging es auch dem Ryugyong, denn nach 16 Jahren völligem Stillstand gab die Regierung Nordkoreas 2008 völlig überraschend bekannt, die Arbeiten am Hotel fortzusetzten. Gemäss dem "Korea Herald" hatte man in der ägyptischen Orascom Group einen Geldgeber für das Projekt gefunden. 

Und tatsächlich präsentiert sich das Ryugyong rund ein halbes Jahr vor der Eröffnung ganz verglast in einem mittlerweile recht ansehnlichem Zustand. Mit dem "höchsten Gebäude der Welt" ist zwar bei weitem nichts geworden (die "Pyramide" rangiert nur noch irgendwo auf Platz 40 der höchsten Gebäude der Welt), beeindruckend ist das Gebäude dennoch.

Zwischen 3000 und 7000 Hotelzimmer (je nach Quelle) entstehen dort gerade. Zudem soll der Turm über fünf Drehrestaurants verfügen - sobald er ganz fertig ist. Bis zur Eröffnung im April 2012 schaffen die Nordkoreaner es nämlich nur einen Teil des Gebäudes wirklich fertigzustellen.

Abgesehen davon bleibt die Frage, für welche Gäste eigentlich das Regime dieses Mordsdrum an Hotel bauen lässt...



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